Urlaub vom Frieden / Vacation From Peace | Documentary Movie

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Kurzfassung/ Diagonale:
1993 zieht der 23-jährige österreichische Soldat Helmut R. als Söldner der Kroatischen Armee in den Jugoslawienkrieg. 15 Jahre später schildert er in der Dokumentation Urlaub vom Frieden seine Erlebnisse im Krisengebiet und erzählt von den Beweggründen freiwillig Kriegsdienst zu leisten. Filmisch ganz auf den Protagonisten konzentriert, vermittelt sich ein ungeschöntes Bild militärischer Realität und Gewalt, jenseits von Läuterung oder bloßer Verherrlichung.

Synopsis/ Diagonale:
1993 the 23-year-old austrian soldier Helmut R. joins the croatian army as a mercenary in the war in yugoslavia. 15 years later he describes his experiences in the crisis area and the motives to voluntarily perform military service. Cinematically entirely focused on the protagonist a unembellished picture of military reality and violence conveyed beyond fining or mere glorification.

„In den Kriegen der 1990er Jahre im ehemaligen Jugoslawien kämpfte auch eine beträchtliche Zahl von internationalen Freiwilligen. Ihre Bedeutung für die Kriegsführung auf allen Seiten darf nicht unterschätzt werden. Auch österreichische Söldner taten mit in diesem Krieg vor „unserer Haustüre“. Aber wieso? Mit welcher Motivation und Rechtfertigung gingen die meist jungen Männer in einen Krieg, mit dem sie eigentlich wenig bis gar nichts verband?

Diese hervorragende Dokumentation geht diesen und ähnlichen Fragen nach, indem sie einem solchen Protagonisten die Möglichkeit gibt, zu erzählen und ernsthaft zuhört. Das ist immer wieder verstörend, denn die Erklärungen, die man zu hören bekommt, führen einen wiederholt an die Grenzen des Erträglichen. So etwa wenn erzählt wird, wie aus Langeweile Granaten auf Dörfer geschossen wurden, oder wenn es um Details des Tötens im Häuserkampf geht. Dennoch, es macht Sinn, sich der Rationalität dieses Söldners zu stellen. Sie gibt einen Eindruck davon, mit welchen Akteuren, mit welcher Sinnstiftung und auf welchen Grundlagen der Krieg im ehemaligen Jugoslawien vonstatten ging. Wie der Film zeigt, ging es dabei gar nicht immer, wie so gerne kolportiert wurde, um den „Hass zwischen den Völkern“, sondern oft auch nur um die kalkulierte „Professionalität“ des Tötens und um die kaltblütige Ausschaltung des zum Feind deklarierten „Anderen“.

Dass in dem Film ein junger Österreicher im Mittelpunkt steht, macht die Auseinandersetzung mit dem Thema nicht nur aus österreichischer Perspektive noch zusätzlich brisant.“

Rezension von Prof. Dr. Hannes Grandits
Lehrstuhl für Südosteuropäische Geschichte
Humboldt-Universität zu Berlin

Footage / Press:

Urlaub vom Frieden DVD Cover BLOCK
Urlaub vom Frieden Heli

Mit Spannung wurde die große Preisverleihung am Abend erwartet. Doch einer der erinnerungswürdigsten Diagonale-Momente ereignete sich bereits am frühen Nachmittag zum Screening von Amin Hak-Hagirs Urlaub vom Frieden.
Kino wird nicht nur durch den Film definiert, der gerade vor dem Besucher auf der großen Leinwand projeziert wird, sondern vor allem durch die Personen, die mit einem dieses Erlebnis teilen möchten. Egal zu welchem Kinotyp man gehört bzw. gehören möchte: Das Kinoerlebnis ist ein geteiltes und bedingt durch die gemeinsame Rezeption eines Films auch einen gemeinsamen Lernprozess. Es ist ein großer Standort-Vorteil, dass die Diagonale, bei ihrer „Beschränkung“ auf den österreichischen Film, fast zu jeder Vorstellung auch ein Gespräch mit den Filmemachern anbietet. Der filmische Diskurs gehört zum „Film sehen“ genauso dazu, wie die Kinokopie zum Projektionsapparat – das eine macht ohne das andere einfach keinen Sinn.

Egal wie die Zuschauer den Dokumentarfilm Urlaub vom Frieden letztendlich rezipiert haben – die kontroverse, brisante und scharf geführte Diskussion war mitunter einer der spannendsten Momente der diesjährigen Diagonale.
Diagonale 09 – Tag 5: Cinema Controverso

„Es gibt keinen einsameren Ort als den menschlichen Geist!“
Dieses Festival hat uns in viele Köpfe und Welten hineingucken lassen, und mit oft fremden Blickweisen konfrontiert. Sowie jener junge Mann, der in detaillierten Einzelheiten aus seinem Berufsalltag als Söldner berichtet, die grausamer und abschreckender nicht sein können. Während seiner Erzählung hockt er in kauernder Stellung, manchmal ganz entspannt, dann wieder wie ein Tier, reduziert auf seine Sinne. Seine Identität schützt er durch eine Sonnenbrille und präsentiert sich im selbst gewählten Camouflageanzug.
Er offenbart sich als Kriegsveteran, der nach wie vor unreflektiert und emotionslos seine Geschichte erzählt. Seine bildliche Art zu erzählen, erschrecken und spalten die Zuschauer.
Die Findlingstour wird den Preisträgerfilm quer durchs ganze Land, in Dorfkinos und Studentenclubs führen.
Ein Film, der auf jeden Fall Diskussionsstoff birgt.“
Dokumentart